D.1. SUCHEN UND FINDEN:
AUSRÜSTUNG, AUFSCHLÜSSE UND EXKURSIONEN
Wenn auf der Herborner Mineralienbörse Eltern mit ihren
Kindern zum Stand der Mineralien-AG kommen und durch die Binokulare schauen, ist das
Erstaunen über das Gesehene in der Regel sehr groß. Viele haben das Gefühl, in eine
neue Welt zu schauen. Sehr häufig schließen sich Fragen an, wie und wo man solche
Mineralien finden kann. Natürlich geben wir erste kurze Antworten. Diejenigen, die sich
für die angebotenen Familienexkursionen anmelden, werden in ausführlicheren
Anschreiben über die Mineraliensuche informiert.
Die Hinweise können dann auf den Fundstellen in die Praxis
umgesetzt werden. Da geht es zunächst um die notwendige Ausrüstung: (Geologen-)Hammer
von ca. 500 g, Klappspaten, Meißel; in Steinbrüchen ist häufig „schweres
Gerät“ erforderlich: Vorschlaghammer, Fäustel, Brechstange oder langer Meißel.
Welches Werkzeug wirklich gebraucht wird, hängt von der Art
der Fundstelle ab. Findet die Suche im Rahmen einer Exkursion statt, ist es nicht
notwendig, dass jeder Sammler alle diese Werkzeuge mitbringt. Einen (schweren)
Vorschlaghammer z.B. können sich mehrere Sammler teilen.
Zur Begutachtung kleiner Kristalle bereits auf der Fundstelle
braucht man eine Einschlaglupe (10 bis 15 fache Vergrößerung). Um das Fundgut bergen zu
können, wird Zeitungspapier zum Einwickeln der Stufen als Schutz gegen Beschädigungen
benötigt und ein Transportbehälter.
Zur Ausrüstung sollten unbedingt auch Hilfsmittel gehören,
die den Sammler vor Verletzungen schützen bzw. seiner Sicherheit dienen: Eine
Schutzbrille, die recht billig in jedem Baumarkt zu erstehen ist, sollte getragen werden.
Manche Gesteinsarten wie z.B. Basalt, sind sehr hart. Beim Aufschlagen mit dem Hammer
können Splitter ins Auge fliegen. Arbeitshandschuhe schützen die Hände vor Verletzung.
Ebenso vermindert festes Schuhwerk (möglichst mit Stahlkappen) die Gefahr von
Fußverletzungen, wenn z.B. im teilweise lockeren Haufwerk eines Steinbruchs gesammelt
wird. In einem Steinbruch ist zudem das Tragen eines Schutzhelmes Pflicht.
Auch durch ihr Verhalten können Sammler die Gefährdung der
eigenen Person wie auch die anderer Sammler vermeiden. Die Sammler sollten sich nicht
unmittelbar an Steinbruchwänden aufhalten, da immer die Gefahr besteht, dass Felsbrocken
und Steine herunterfallen. Eine ähnliche Gefahr droht auf steilen Steinhalden, wenn in
der Falllinie übereinander gesucht wird.
Risiken können jedoch lediglich minimiert, nie ganz
ausgeschlossen werden. Deshalb gilt:
AUF JEDE EXKURSION
GEHÖRT EIN VERBANDSKASTEN.
Sammler haben jedoch nicht nur auf sich zu achten, sondern
sollten auch die Folgen bedenken, die rücksichtsloses Sammeln für die Umwelt anrichtet.
Auf alten Bergwerkshalden, die inzwischen von Vegetation bedeckt sind, dürfen durch das
Schürfen Pflanzen und Bäume nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Schürflöcher
müssen nach dem Ende der Suche wieder verfüllt werden.
Als Fundstellen wurden im Vorhergehenden ganz nebenbei
Bergwerkshalden und Steinbrüche genannt. Gemeinsam haben sie, dass in ihnen die Menschen
auf der Suche nach Bodenschätzen in die obersten Schichten der Erdkruste eingedrungen
sind. In Steinbrüchen kann dieses Aufschließen der Erdoberfläche auch von Sammlern
direkt nachvollzogen werden.
Exkursion in den Steinbruch Bellerberg bei Ettringen in
der Eifel 26.04.2008
R.Geipel, F.Schmidt, Herr Schäfer, der die Exkursion ermöglichte,
P.Huisgen-Lau, F.-J.Bock, W.Kliemann
Blick in den Steinbruch
Bellerberg
H.Büttner,
K.-E.Heiland
E.Kleist, F.-J.Bock, G.Möhn, W.Mohr,
K.-E.Heiland, R.Geipel, Herr Schäfer
Exkursion in den Diabas-Steinbruch Oberscheld
(14.06.2008)
Blick in den Steinbruch
Oberscheld
NN,
P.Djalek, Herr Lux, H.Tepel
Im Vordergrund H.Tepel, im Hintergrund K.Schilling, Ein
Blick von einer der unteren Abbauetagen in den
J.Mathusek, F.Wenzel und andere Gäste
Steinbruch
Oberscheld
U.Spamer, P.Djalek und W.Hooker beim Begutachten
D.Schütz beim Finden und Studieren
sie nicht für verwertbar hielten, an die Oberfläche gebracht und aufgeschüttet. Hier
setzt heute im Allgemeinen die Suche nach Mineralien an.
Obere Halde der Grube Wildermann/Müsen
Halde der Grube
Rotläufchen/Waldgirmes. Die Halde
ist
mit einem alten Baumbestand bewachsen.
Das Mineraliensammeln erfordert hier eine hohe Rücksichtnahme
auf die Vegetation (Naturschutzgebiet!)
Die Mineraliensuche untertage in Schächten und Stollen aufgelassener Bergwerke ist
gefährlich und verboten, nur im Ausnahmefalle von Besucherbergwerken wie am Schauinsland
bei Freiburg ist sie erlaubt.
Neben Bergwerkshalden und Steinbrüchen können auch andere
Arten von Aufschlüssen interessant sein. Überall dort wo die Vegetations- und Bodendecke
durch natürliche Vorgänge oder menschliche Eingriffe beseitigt und das anstehende
Gestein frei gelegt – aufgeschlossen – ist, kann sich ein Blick lohnen. Als
Fundstellen kommen auch Aufschlüsse in Frage, in denen möglicherweise ein Einschnitt in
die Erdoberfläche nur kurzzeitig zugänglich ist, wie z.B. durch einen Erdaushub für
einen Hausbau oder eine Straßenbaustelle usw. Der Bau des Schlossbergtunnels in
Dillenburg war jedoch für die Herborner Sammler eine Enttäuschung, obwohl wir einen Mann
vor Ort hatten! Dagegen brachte der Orkan Kyrill 2005 Mineraliensucher auf die Spur von Mineralien, die im Untergrund und
im Wurzelwerk von Bäumen plötzlich zutage traten.
Die Auswirkungen des Orkans Kyrill 2005
Unter den kritischen Augen von F.Pfeiffer prüft K.-E.Heiland einen Fund, den
er unter dem Wurzelwerk eines
umgestürzten Baumes gemacht hat.
Es lohnt also, mit offenen Augen durch die Natur zu gehen.
denen die Schlacken aus der Erzverhüttung abgelagert wurden. Die Prozesse, die bei der
Verhüttung im Hochofen ablaufen, ähneln chemisch und physikalisch denen, die sich auch
in Laven nach einem Vulkanausbruch abspielen. So kommt es zur Glasbildung, und es
entstehen Kristalle. Wie bei einer Bergwerkshalde sind diese Abraumhalden ebenfalls den
Kräften der Atmosphäre ausgesetzt. Im Falle der antiken Schlackenhalden von Laurion
wirkt auch salzhaltiges Meerwasser bei der Sekundärbildung[1]
von Mineralien mit. In Deutschland gibt es z.B. im Mansfelder Revier zahlreiche
Fundstellen für Schlackenmineralien.
Auch wenn in Schlacken teilweise Mineralien mit der gleichen
chemischen Zusammensetzung wie in der Natur entstehen, sind Schlackenminerale bei den
Mineraliensammlern umstritten.
Die zentrale internationale Instanz der Mineraliensammler,
die IMA[2]
(International Mineralogical Association), lehnt die Schlackenminerale mit der Begründung
ab, dass bei ihrer Bildung menschliche Eingriffe den Ausschlag gegeben haben. Dagegen
haben sich zunehmend mehr Sammler auf das Sammeln von Schlackenmineralen spezialisiert.
Sie argumentieren, dass die Entstehung von Sekundärmineralien z.B. auf Bergwerkshalden
durch menschliche Eingriffe ebenfalls beeinflusst worden ist. Auch hier sind die
Ausgangsbedingungen für die Entstehung von Mineralien nicht ausschließlich natürlich,
ohne dass jedoch eine vergleichbare Diskussion geführt wird.
Eine große Zahl bekannter Fundstellen ist in speziellen
Büchern, so genannten Fundstellenführern, verzeichnet, die man im Fachhandel kaufen
kann.
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Haake,R./Flach,S./Bode,R.
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Strübel,G./Zimmer,S.A.
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Weiß,S.
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Wittern,A.
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Wittern,A.
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lokale Fundstellenführer erschienen. Fundstellen werden darüber hinaus in den
Mineralien- und Sammlerzeitschriften beschrieben. Die wichtigsten für die Bundesrepublik
Deutschland sind:
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Der Aufschluss Zeitschrift für die Freunde der Mineralogie und Geologie.
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Die aktuelle Monatsschrift für Liebhaber und Sammler von Mineralien und
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Fundstellen können zur inhaltlichen Vorbereitung der Suche dienen. Die
Mineralienverzeichnisse zu den Fundstellen geben einen ersten Aufschluss darüber, welche
Mineralienfunde zu erwarten sind. Wenn man sich vor einer Exkursion entsprechende
Abbildungen der angezeigten Mineralien anschaut, schärft diese Vorbereitung zum einen den Blick beim Suchen vor Ort. Zum
anderen ist für die spätere Bestimmung bereits ein Rahmen für die in Frage kommenden
Mineralien abgesteckt.
Problemen auf. Ihre Angaben sind oft veraltet, so dass zunächst zu überprüfen ist, ob
eine Fundstelle noch existiert und/ oder noch zugänglich ist. Ein weiteres Problem ist,
dass schon lange bekannte Fundstellen häufiger bereits abgesucht sind. Es ist zudem nicht
in jedem Fall ganz einfach, nach den Wegbeschreibungen in den Fundstellenführern die
Fundstelle auch wirklich zu finden. Die beigefügten Karten haben z.T. einen zu kleinen
Maßstab. Hier können großmaßstäbliche topographische Karten im Maßstab 1 : 50.000
und 1 : 25.000 eine Hilfe sein, die es für das gesamte Bundesgebiet im Buchhandel oder
bei den jeweiligen Landesvermessungsämtern (Bezeichnung ist unterschiedlich) gibt. Eine
wichtige Ergänzung für den gründlichen Sammler sind die geologischen Karten im Maßstab
1 : 25.000, deren Zuschnitt mit den entsprechenden topographischen Karten deckungsgleich
ist. In diesen Karten sind teilweise auch ehemalige Bergwerke eingetragen. In den
Beiheften zur geologischen Karte erfährt der Sammler etwas über Lagerstätten im Bereich
der Karte und über die geologischen Bedingungen der Mineralbildung an der Fundstelle.
rechtliche Seite zu klären. Es muss eine Sammelerlaubnis bei der zuständigen Stelle
(Gemeinde, Forstbehörde, Privateigentümer) eingeholt werden. Das gilt für das Sammeln
auf einer alten Bergwerkshalde ebenso wie den Besuch eines Steinbruchs, der zudem, wenn
die Erlaubnis erteilt wird, in aller Regel nur außerhalb der Betriebszeiten aufgesucht
werden darf. Erforderlich ist für einen Steinbruch häufig auch die Abgabe einer
Enthaftungserklärung, mit der der Steinbruchbetreiber von Seiten des Sammlers von allen
Schadenersatzansprüchen z.B. bei einem Unfall befreit wird.
auch noch in einer anderen Hinsicht. Bei der Teilnehme an einer Exkursion müssen die
Teilnehmer den/die Exkursionsleiter ebenfalls mit ihrer Unterschrift von jeglicher Haftung
befreien (Das gilt natürlich nicht bei grober Fahrlässigkeit eines Exkursionsleiters).
Exkursionsleiter übernehmen diese Funktion ehrenamtlich und weil sie sich der Sache
verpflichtet fühlen. Diese Aufgabe kann nicht mehr übernommen werden, wenn sie zu einem
unkalkulierbaren Risiko im Hinblick auf Schadenersatzansprüche führen kann.
[1]
Zur (Sekundär-)Bildung von Mineralien vgl. Abschnitt B.3.
[2]
Aufgabe der 1958 gegründeten IMA ist es, neue
Mineralien anzuerkennen und ihnen Namen zu geben
oder auch bisher anerkannte Mineralien z.B. auf der Grundlage
neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse
zu „diskreditieren“, d.h. ihnen den Status als
eigenständiges Mineral abzuerkennen.